„Das Programm wird dich verändern“

Kirsten hat im Herbst 2022 an WIRKLICH WIRKSAM teilgenommen. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und den Mehrwert, der durch ihre Teilnahme entstanden ist.

Kirsten Winkes (Jahrgang 1970) ist Technikerin im Bereich Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Sie reist gerne und entdeckt dabei Land & Leute mit ihren verschiedenen Kulturen und Werten. Zeit in der Natur oder auf der eigenen Harley gehören ebenfalls zu ihren Leidenschaften. Von einer Urlaubsreise am Strand in Kenia führte ihr Weg zu einem nachhaltigen Engagement in einem ländlichen Gebiet Kenias. Ihre Idee ist es, den Zugang zu sauberem Wasser mit Landwirtschaft und Aufforstung zu verbinden.

Ihre Teilnahme an WIRKLICH WIRKSAM ermöglichte es ihr, neue Blickwinkel einzunehmen, Verständnis für Belange des afrikanischen Kontinents zu gewinnen und letztlich ihr Vorhaben neu zu strukturieren. Darüber spricht sie in diesem Interview.

“Das Seminar war ein Life Changer”

MICHAEL: Im Herbst 2022 hast du an WIRKLICH WIRKSAM teilgenommen. Wie hast du deine Teilnahme empfunden und erlebt?

KIRSTEN: Es ging schon am ersten Tag so richtig los. Ich finde es immer sehr spannend, wenn man mit Menschen zusammenkommt, die augenscheinlich das gleiche Interesse haben. Das war schon mal ein ganz toller Tag. Wir hatten einen super Einstieg und über die ganzen Sessions bin ich gefühlstechnisch durch Höhen und Tiefen gegangen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, um das einmal über einen Oberbegriff zu fassen, war das Seminar für mich persönlich ein echter Life Changer.

MICHAEL: Wodurch genau ist dieses Gefühl des Life Changers entstanden?

KIRSTEN: Es war vor allem die erste Phase, weil sie mich emotional so mitgenommen, so berührt und eben verursacht hat, dass ich meine Gedanken verändert und dass ich angefangen habe, mich mehr und mehr darüber zu informieren, was in afrikanischen Ländern passiert.

Kenia beispielsweise ist mit einem M-Pesa System Vorreiter im bargeldlosen Bezahlen. In anderen afrikanischen Ländern werden Blutkonserven mit einer Drohne von A nach B geschickt, weil das halt schneller geht. Es gibt sehr viel Mode, es gibt Literatur, es gibt Kunst, es gibt unfassbar viel. Es gibt aber auch viele Umweltaktivisten, die sich in diesem Bereich engagieren – das betrifft zum Beispiel Farming oder Aufforstung. Es gibt auch Menschen, die sich sehr stark mit den Folgen von Plastikmüll auseinandersetzen. Das findet dort alles statt, man muss es sich nur anschauen und wegkommen von dem einem Bild, das immer wieder gezeigt wird. Und es hat so viel Freude gemacht zu sehen, wie viele junge und engagierte Leute es gibt – gerade die Umweltaktivisten, die für Klimaschutz kämpfen und auf die Straße gehen. Sie sagen: Wir haben hier ein Klimaproblem. Wir haben Trockenheit und deswegen kämpfen wir jetzt für unsere Situation.

MICHAEL: Bestimmt hast du dir vor dem Beginn deiner Teilnahme Gedanken gemacht über das, was dich erwarten könnte. Inwieweit sind deine Erwartungen und Wünsche eingetroffen?

KIRSTEN: Das ist eine ganz tolle Frage, weil ich eher technisch an die Sache herangegangen bin. Es ging für mich darum zu sagen: Ich möchte ein Projekt umsetzen. Wie kriege ich es zum Laufen? Ich habe viele Gedanken, viele Ideen. Da muss mir mal einer helfen, Struktur reinzubringen. Und meine Intention war es, hierher zu kommen und etwas über Projektmanagement zu lernen, damit ich weiß, wie ich mein Projekt managen kann. Und das ist auch erfüllt worden. Aber es gab noch ganz, ganz viele andere Punkte, die angesprochen wurden, mit denen ich nicht gerechnet habe.

MICHAEL: Gab es Momente im Verlauf des Programms, die dich besonders nachdenklich gestimmt haben?

KIRSTEN: Es gab sehr viele Punkte, die mich nachdenklich gestimmt haben. Das war zum einen der Punkt, darauf aufmerksam zu machen, auf welchen wunden Punkt Hilfsorganisationen immer hinweisen. Häufig wird nur ein negatives Bild vermittelt – das Bild von Hunger und Armut. Das habe ich natürlich über die Jahre wahrgenommen, aber ich habe nicht wahrgenommen, was das eigentlich auslöst. Uns wird heute immer noch nur das eine Bild vom afrikanischen Kontinent vermittelt. Und das hat mich zum Nachdenken gebracht, weil ich selbst in Kenia gewesen bin und die Menschen ja so unfassbar anders erlebt habe.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ich habe also festgestellt, dass das Bild, das uns hierzulande vermittelt wird, nicht stimmt. Es ist immer diese eine Geschichte, die weitererzählt wird. Und wie es dazu kommt, das wird nicht hinterfragt. Es bleibt bei dieser einen Geschichte. Dadurch entsteht, dass wir den Menschen nicht zutrauen, kreativ zu sein, modern zu sein – weil wir einfach nur diese eine Geschichte kennen.

Hinzu kommt das Thema Kolonialismus. Darüber habe ich mir vor Beginn des Seminars keine Gedanken gemacht. Für mich gab es das, gibt es das gar nicht mehr. Ich habe gedacht: Wieso, das ist so lange her! Aber nochmal darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass es doch so viele Strukturen gibt, die wir immer noch weiterleben, die immer noch stattfinden – das hat mich extrem berührt. Und dass Kolonialismus zum Beispiel auf diese Weise, wie wir Geschichten erzählen, weiterlebt, das hat in mir ein Schamgefühl hervorgerufen, ich fand es beschämend. Ich saß nach einer der Sessions im Auto und dachte mir: Was bilden wir uns eigentlich ein, dass das, was wir als unsere Norm bezeichnen, das ist, wo andere reinpassen sollen. Wer sagt denn, dass das überhaupt richtig ist? Das ist aus meiner Sicht nicht richtig. Denn das ist unser Leben. Andere haben ein anderes Leben. Ich respektiere ja auch das Leben anderer im privaten Bereich, da geh ich ja auch nicht rein. Es hat lange gedauert, bis ich all das verdaut habe.

“Dir wird ein Weg aufgezeigt, wie deine nächsten Schritte aussehen können”

MICHAEL: Was ist dir darüber hinaus noch ganz besonders in Erinnerung geblieben?

KIRSTEN: In der Gruppe haben wir häufig festgestellt, dass jeder von uns ähnlich auf die eine Geschichte der afrikanischen Länder reinfällt und dadurch auch das gleiche Bild wie alle anderen in sich trägt. Diese Gemeinsamkeit hat uns verbunden. Gleichzeitig hat uns begeistert, zu sehen, was wir auf dieser Welt verändern können. Und diese Gruppendynamik, dieses Zusammenarbeiten, das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Dabei ist etwas zusammengewachsen, sodass wir auch in Kontakt geblieben sind. Ich habe mich jedes Mal auf diesen Termin gefreut.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MICHAEL: Wenn du in wenigen Sätzen zusammenfassen müsstest, welche Botschaft oder Erkenntnis du aus WIRKLICH WIRKSAM mitgenommen hast, welche wäre das?

KIRSTEN: Wenn mich jemand fragen würde, ob ich die Teilnahme am Programm empfehlen kann, dann würde ich antworten: Von ganzem Herzen JA. Weil du so viel über ein verändertes Weltbild und über dich selbst lernst. Du kannst deine eigenen Potenziale entdecken und entfalten. Dir wird ein Weg aufgezeigt, wie deine nächsten Schritte aussehen können. Es sind Ideen, Anregungen und du wirst mit tollen Menschen zusammenkommen, die dein Interesse teilen. Unabhängig davon, welches Vorhaben entsteht, ob im Großen oder Kleinen, es wird dich selbst verändern und du wirst deine Sichtweise auf die Dinge verändern. Deshalb: Geht dorthin!

MICHAEL: Welcher ganz persönliche Mehrwert ist für dich durch die Teilnahme entstanden? Hat sich etwas verändert? Ist etwas hinzugekommen oder weggefallen?

KIRSTEN: Auf jeden Fall hat sich etwas verändert. Ich muss an der Stelle über mich selbst lachen, weil ich mir damals gesagt habe, ich möchte jetzt einfach irgendwo helfen. Mit dieser pauschalen Aussage hat alles angefangen. Nach ersten Ausflügen mit Organisationen vor Ort in Kenia, dachte ich: Ich mache ein eigenes Projekt. Ich hatte zwar viele Ideen, aber keine Struktur. Im Rahmen des Seminars habe ich dann auf die Stopp-Taste gedrückt und nochmal alles von Anfang an neu gedacht: Mit anderen Ansätzen, Gedanken und vor allem einer Struktur. Das waren so viele Dinge, über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe. Das Seminar hat mir gezeigt, wie wichtig die Planung und Konkretisierung meines Vorhabens ist. Ich bin also mit der Erkenntnis rausgegangen, ganz konkret zu wissen, was ich will und wie meine Schritte bis zum Ziel aussehen.

“Wir entnehmen dem globalen Süden Rohstoffe”

MICHAEL: Wenn du deinen Blick einmal weitest und dir das Phänomen globaler Ungerechtigkeiten vor Augen hältst: Wo in deinem Leben begegnen dir globale Ungerechtigkeiten? Gibt es da konkrete Situationen oder Ereignisse, in denen das für dich spürbar wird?

KIRSTEN: Wir wissen ja in der Regel, dass bei vielen Produkten, die wir einkaufen, Ungerechtigkeiten stattfinden – ob bei Kaffee, Schokolade oder Kleidung. Ich habe angefangen, mir sehr viele Gedanken darüber zu machen. Das Problem dabei ist, dass ich teilweise etwas verzweifelt bin, weil ich nie genau weiß, wo die Dinge herkommen, unter welchen Umständen sie produziert oder auf welche Weise Menschen für ihre Arbeit entlohnt wurden. Und wir kennen auch nicht die Arbeitsbedingungen vor Ort. In Deutschland beschäftigen wir uns mit Aspekten wie dem Mindestlohn – aber welche Situationen begegnen uns in den Ländern, aus denen wir unsere Produkte beziehen? Unter welchen Bedingungen wird dort produziert? Oder haben Kinder an dem Produkt, welches ich gerade kaufe, gearbeitet? Ich weiß es nicht.

MICHAEL: Hast du für dich im Alltag Lösungen finden können, um solchen globalen Ungerechtigkeiten zu begegnen?

KIRSTEN: Mein Kaufverhalten hat sich sehr verändert. Das hat aber auch etwas mit meiner persönlichen Geschichte zu tun. Ich befand mich in einer Lebensphase, in der es vor allem um Folgendes ging: Arbeiten, arbeiten, Geld verdienen, Geld verdienen, höher, weiter, schneller. Und ich war relativ emotionsfrei unterwegs – und dabei habe ich sicherlich versucht, mir durch meinen Konsum Dinge schön zu machen. Das hat natürlich nicht geklappt. Heute schaue ich ganz anders darauf. Ich kaufe mir sehr wenig Dinge und ich versuche herauszufinden, wo Produkte herkommen, wer an ihnen Geld verdient und ob oder welche Konzerne dahinterstecken. Und es gibt Hersteller, die ich für mich ausschließe und von denen ich nichts kaufe. Aber es bleibt schwierig, all das bis ins letzte Detail herauszufinden. Ich fände es schöner, wenn diese Dinge viel transparenter wären.

MICHAEL: Was glaubst du, warum es vor all diesen Hintergründen wichtig sein kann, Menschen im globalen Süden zu unterstützen?

KIRSTEN: In unserem Verständnis entnehmen wir dem globalen Süden die Rohstoffe, um diese weiter zu verarbeiten und dadurch Geld zu verdienen. Warum? Warum sind wir nicht in der Lage, den Menschen im globalen Süden etwas Eigenständiges zuzutrauen? Denn das Wissen und die Bildung sind vorhanden – was häufig fehlt, sind Chancen und Möglichkeiten. Wir können also beispielsweise beim Zugang zu Solarstrom, Windkraft, sauberem Wasser und beim Aufbau von Produktionen unterstützen. Damit für Menschen im globalen Süden Arbeitsplätze unter guten Arbeitsplatz- und Lohnbedingungen geschaffen werden können. Auf diese Weise könnten Steuern erhoben werden, damit Eltern beispielsweise keine Schulgebühren mehr zahlen müssen. Stattdessen könnte Bildung dann kostenlos zugänglich sein. Das wäre für mich deutlich gerechter, als einfach nur Rohstoffe abzutransportieren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

“Ich wollte an meine Grenzen gehen, um anderen zu helfen”

MICHAEL: Du hast zu Beginn unseres Gesprächs dein Vorhaben bereits anklingen lassen. Worum geht es? Womit beschäftigst du dich?

KIRSTEN: Ich bin im Jahr 2018 erstmals in Kenia gewesen. Auf dieser Urlaubsreise habe ich sehr viel vom Land gesehen – und das hat mich fasziniert. Kenia hat mich allerdings ganz besonders berührt, anders als andere Länder bei meinen vorherigen Reisen. Ich kann dieses Gefühl auch nicht näher beschreiben. Als ich wieder zu Hause war, spürte ich den Drang, unbedingt in Aktion treten zu wollen, für andere da zu sein und dabei meine eigenen Belange zurückzustellen. Ich wollte an meine Grenzen gehen, um anderen helfen zu können. Und dann habe ich was ganz Verrücktes gemacht.

Ich habe einen Flug nach Mombasa gebucht, ich wollte einfach los und irgendwo helfen. Für ein Volontariat war ich aber entweder zu alt oder meine Zeit vor Ort zu kurz. Über eine persönliche Begegnung bin ich dann mit dem Thema der Sozialen Arbeit erstmals in Verbindung gekommen. So konnte ich auch die ersten Kontakte in Kenia knüpfen. Diese ersten Erfahrungen und Begegnungen haben alles verändert. Ich habe für mich gemerkt, wie unwichtig manche Dinge sind, die wir hierzulande als wichtig erachten. Zum Beispiel das Materielle, das so sehr an uns haftet. Aber für was eigentlich?

MICHAEL: Welche Idee ist aus diesen Erfahrungen entsprungen?

KIRSTEN: Diese Erfahrungen waren ausschlaggebend für meine Entscheidung, etwas zu machen. Ich habe aufgrund meines Berufs nach einer technischen Herausforderung im Kontext des Klimawandels gesucht. Gleichzeitig ergab sich die Chance, ein Grundstück zu kaufen. Ich habe mich finanziell eingebracht und mir mit der Zeit eine Projektstruktur überlegt. Da sich auf dem Grundstück kaum etwas befindet, liegt die technische Herausforderung darin, Zugang zu Strom und Wasser herzustellen. Dazu sollte die Möglichkeit bestehen, dass Menschen Landwirtschaft betreiben können. Es braucht zudem ein Haus, in dem jemand leben und das Grundstück bewirtschaften und verwalten kann. Nicht zuletzt möchte ich dort Aufforstung betreiben, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Und von all dem soll die Gemeinde profitieren können. Ich selbst möchte die Herausforderung annehmen zu lernen, wie in Kenia gearbeitet wird, welche Möglichkeiten es gibt, wie Menschen dort an Dinge herangehen. Und ich freue mich auch, wenn dieses Dorf mich annimmt und mich in ihrem täglichen Tun mitnimmt.

MICHAEL: Du spricht die dort lebenden Menschen an. Wie würdest du sie nach deinen bisherigen Begegnungen beschreiben?

KIRSTEN: Anfangs wirkten alle sehr vorsichtig, wir begegneten uns dennoch freundlich. Für beide Seiten war allerdings nicht klar, wer die jeweils andere Person ist. Ich war bisher also zu selten und zu kurz da, was ich bedauere und gerne ändern möchte. Ich würde die Menschen, ihre Gedanken, ihre Geschichten, Dinge, mit denen sie sich beschäftigen, gern näher kennenlernen und auch von ihnen lernen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MICHAEL: Hast du dir darüber Gedanken gemacht, wie es wirken könnte, wenn du als weiße Frau ein Stück Land in Kenia kaufst?

KIRSTEN: Man muss wissen, dass es nicht möglich ist, als Deutscher Land zu kaufen – man kann es nur pachten. Zunächst haben wir das Land auf den Namen eines Freundes eintragen lassen, dessen Vater dieses Land bereits bewirtschaftet hat, aber nicht die Möglichkeit besaß, es zu kaufen. Künftig soll eine CBO gegründet und das Grundstück in einen Trust überführt werden. Das Grundstück wird also nicht mir gehören, sondern dem Trust – ich selbst werde als Trustee eingetragen. Dadurch besteht die Möglichkeit, es so einzutragen, dass es für Familienmitglieder vererbbar wird.

“Durst und Hunger sind eine große Herausforderung”

MICHAEL: Inwieweit steht ein konkreter Mehrwert für die in der Gemeinde lebenden Menschen im Fokus deines Vorhabens?

KIRSTEN: Es gibt eine Nachbarschaft, in der Menschen leben und Kinder zur Schule gehen. Unser Grundstück, welches wir erschließen wollen, soll vor allem einen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Landwirtschaft bieten. Denn gegenwärtig erlaubt die Trockenheit es nicht, Lebensmittel anzubauen. Die Menschen können nichts anpflanzen und haben entsprechend keine Ernteerträge, sie haben keine Arbeit und ihre Tiere verdursten. Hunger und Durst sind eine große Herausforderung. Der Brunnen soll dabei das Gebiet mit Wasser versorgen können. Denn auch hier ist der Weg der Wasserbeschaffung lang und kräftezehrend.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MICHAEL: Und wie passt die Idee der Aufforstung dazu?

KIRSTEN: Wenn Erde nicht bepflanzt wird, verliert sie Mineralstoffe. Es gibt also eine Notwendigkeit, Erde wechselhaft zu bepflanzen, damit sie reichhaltig bleibt. Solange es keine Bäume gibt, trocknet durch die Sonneneinstrahlung alles aus und die Erde wird unbrauchbar. Es gibt viele Projekte auf dem afrikanischen Kontinent, in denen gezeigt werden konnte, dass Aufforstung zwischen anderen Nutzpflanzen wichtigen Schatten spendet und Pflanzen vor dem Austrocknen schützt – und auch dazu führt, dass weniger bewässert werden muss. Dieser Kreislauf ist extrem wichtig.

MICHAEL: Hast du bereits eine Idee, wie es gelingen kann, die Menschen, die dort leben, so mitzunehmen, damit dein Vorhaben umsetzbar wird?

KIRSTEN: Wichtig ist, dass ich mehr vor Ort sein kann, um die Menschen besser kennen zu lernen. Das Erklären und Mitnehmen muss allerdings über Einheimische geschehen, die sich sehr gut mit diesen Themen auskennen und wissen, welche positiven Wirkungen entstehen können. Ich kann das nicht, weil ich glaube, dass es nicht richtig ist, dass wir in ein afrikanisches Land gehen und dort Aufklärungsarbeit betreiben. Es ist wichtig, mit den verschiedenen Werten und Denkweisen sensibel umzugehen, um Menschen zu begeistern.

MICHAEL: Du hast schon mehrfach von wir gesprochen. Wer unterstützt dich bei deinem Vorhaben?

KIRSTEN: Momentan ist das eine befreundete Familie, die in Kenia lebt. Die drei Brüder werden die Mitglieder der CBO sein. Einer verfügt über gute Organisations- und Kommunikationsfähigkeiten, einer interessiert sich sehr stark für Aufforstung, der andere für Landwirtschaft. Hier in Deutschland habe ich Freundinnen, die das Projekt künftig von hier aus unterstützen möchten.

“Man läuft nicht einfach los, um etwas zu machen”

MICHAEL: Ich würde gerne versuchen, die Brücke zwischen deinem Vorhaben und WIRKLICH WIRKSAM zu spannen. Welchen Stand hatte dein konkretes Engagement vor der Teilnahme am Programm? Und welchen Stand hat es heute?

KIRSTEN: Das Programm hat mir gezeigt, dass man nicht einfach losläuft, um etwas zu machen, sondern dass es Sinn und Verstand braucht. Ich hatte viele Ideen im Kopf, mir fehlte aber das Gesamtkonzept. Und so entstand die Idee des Kreislaufs zwischen sauberem Trinkwasser, Landwirtschaft und Aufforstung. Und dabei möchte ich unbedingt Menschen aus der Region einbinden, die sich auskennen und ihre Mitmenschen begeistern und informieren können. Es ist wichtig, dass die Menschen dort dieses Projekt mittragen. Und diese Struktur gab mir das Seminar.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MICHAEL: Das heißt, das Programm hat dir dabei geholfen, neue Blickwinkel einzunehmen und möglicherweise auch Ideen in ihrer Umsetzung kritisch zu hinterfragen?

KIRSTEN: Besonders wichtig war für mich der Gedanke, dass es nicht um mich geht, sondern dass ich ein Team brauche – Menschen, die mit mir arbeiten möchten und bereit sind, mir ihre Dinge beizubringen. Und ich bin von dem Gedanken ‚ich gehe hin und tue etwas‚ zu ‚ich möchte jemanden unterstützen und ich möchte etwas bewirken‚ gekommen.

MICHAEL: Wenn du deinen Blick abschließend nach vorne richtest, was ist dein persönlicher Wunsch für die Menschen in Miatsani?

KIRSTEN: Mein ganz persönlicher Wunsch ist es, dass sich die Menschen in Miatsani selbst versorgen können, dass sie Sicherheit spüren, dass sie Landwirtschaft betreiben und Kinder zur Schule gehen können, anstatt tagtäglich auf kilometerlangen Wegen Wasser zu beschaffen.

MICHAEL: Und was wünscht du dir für dich persönlich und entlang deines Engagements?

KIRSTEN: Ich wünsche mir, dass ich immer dran bleibe und mich trotz der Stolpersteine, die entstehen werden, nicht unterkriegen lasse. Ich wünsche mir, dass mein Engagement dazu führt, dass andere glücklich, zufrieden und gesund sind. Dann hätte ich alles erreicht, was ich erreichen wollte.

Die Region rund um Miatsani ist aktuell von starker Trockenheit geprägt.